Sonntag, 7. Juli 2013

Jagdausflug

Dienstag, 2.7.2013:
Frühstücken, aufräumen, Ausrüstung für 2 – 3 Tage Wildnis packen und (während die anderen Proviant einkaufen) einen weiteren Versuch starten, den fertigen 1. Teil des Reiseberichtes online zu stellen – es bleibt leider wieder beim Versuch … also, ihr lieben Daheimgebliebenen: noch ein paar Tage Geduld, sonst fahren die 3 Boote ohne mich!


Haben wir an alles gedacht? Genügend Verpflegung? Kameras mit genügend Akkus und Speicherkarten? Handtuch, Bürste und Zahnputzzeug? Genügend warme Kleidung? Diese Frage stellt sich nicht wirklich, weil wir alles, was warm ist, anziehen: Schiunterwäsche, Wanderhose, Windstopperhose, T-Shirt, noch ein langärmeliges Shirt, warme Jacke, Weste, Anorak, Stirnband, Mütze, Handschuhe … immerhin haben wir mindestens 2 Stunden Bootsfahrt zwischen den Eisbergen vor uns!
Gegen 11 Uhr ist alles im Versorgungsboot verstaut.


Mit Ausnahme von Rudy, der mit „Winnetou“ mitfährt, nehmen wir zusammen mit Otto, seiner Frau Ludovika und seiner Tochter Hansina – ausgerüstet mit Schwimmwesten – unsere Plätze im Kajütboot ein…
 


… und los geht´s!



Weit kommen wir aber nicht, nach wenigen Metern versperren uns Eisschollen den Weg.


Die Boote werden kurzzeitig zu Eisbrechern … unglaublich, mit welchem Gespür sich unsere Bootsführer durch das kompakte Treibeis den Weg bahnen!



Dann aber haben wir freie Fahrt, mit Höchstgeschwindigkeit wird der Slalomkurs zwischen Eisbergen und -schollen genommen – ein atemberaubendes Erlebnis!


Plötzlich Seehund-Alarm! Sofort stehen wir, blitzartig werden die Büchsen hervorgeholt. Während wir aber den Jägern erklären, dass jemand von unserer Gruppe Angst davor hat, eine Jagdszene mit anzusehen, nützt der Seehund erfreut die Gelegenheit und taucht ab. Mit stoischer Ruhe setzen die Jäger die Fahrt fort, aber ihre Freude hält sich mit Sicherheit in Grenzen!


An der Kreuzung beim 335. Eisberg biegen wir rechts vom Hauptfjord ab und erreichen
den Zeltplatz, wo wir für die nächsten Tage unser Lager einrichten. Wir sind allerding
nicht die ersten Jäger, die sich hier häuslich niederlassen wollen! 2 Zelte stehen schon …


 Während wir unsere Zelte aufbauen und eine Kochstelle errichten, …


… fahren die Jäger bereits wieder hinaus, sie jagen den Lachs („Inuits sind keine Fischer, sondern Jägers, sie gehen auch beim Fischen auf die Jagd“, erklärt uns Rudy, „fischen gehen sie mit ihren Kindern in Dorfnähe.“)
Wir erkunden in der Zwischenzeit die Umgebung, wandern auf eine kleine Anhöhe und genießen wieder einen unbeschreiblichen Ausblick auf die einzigartige Landschaft.

Auch das ist Grönland!

Irgendwann wird die Feldküche aktiviert.
Mittlerweile kommen die Jäger mit reicher Beute zurück. Auch Ludovika hat mit ihrer einfachen Angel, die sie gekonnt auswirft, unzählige Lachse gefangen.

        

Dominik wunder sich:

                                                  Sooo groß ist der Fisch!

Ludovika kocht den frisch gefangenen Lachs, und wir sind wieder einmal zum Fischessen eingeladen – Genuss pur! „Guena, Ludovika!“


Auch Katharina und Dominik greifen nach anfänglicher Skepsis ordentlich zu.


Was im großen Topf übrig bleibt, wird den Vögeln überlassen, als Dankeschön für das gute Mahl, das aus dem Meer geholt worden ist.
Bei strahlendem Sonnenschein vergessen wir jedes Gefühl für Zeit, wir sitzen am Strand, schauen den (kippenden) Eisschollen zu, Hans 1 erhält (wenn es sein Job als Kameramann erlaubt) von Hans 2 seine erste Jodellektion, bis das Handy von Hans 2 läutet: „ Ja, servus …. i bin grad beim Singa …. na, am Samstag spiel i nit mit …. in Grönland ….. und hiatz sing i weida! Auf Wiedahean!“
2 Fischer aus einem anderen Dorf kommen in unser Lager und besuchen Rudy, die ganze Region ist anscheinend informiert, dass Gäste in Tiniteqilaaq eingetroffen sind bzw. sich dzt. beim  Jagdplatz aufhalten. Sie setzen sich zu uns und hören Hans zu …

 

Später sammeln wir Treibholz, finden dicke Baumstämme, die angeblich von Sibirien kommen (in ganz Grönland gibt es keinen Baum, nur Boden deckende Stauden!) – das gibt später ein Lagerfeuer!


Irgendwann sind wir zum Abendessen eingeladen, diesmal wird der in Stücke geschnittene und gekochte Lachs auf einen riesigen Stein geleert, dazu gibt es Kartoffelpüree – Mahlzeit!
Lange beobachten wir danach von einer Anhöhe aus die Sonne, die nicht untergehen will.



Rudy und Hans positionieren ihre Kameras und halten die Stimmung fest …

 Timelaps-time

Heißer Tee wärmt uns, mittlerweile tragen wir wieder sämtliche Schichten an Jacken und Hosen. Bevor wir uns rund um Mitternacht in unsere Zelte verkriechen, verstauen wir noch alles Essbare im Zelt –  man kann ja nicht wissen, ob da nicht tierischer Besuch unterwegs ist!


Mittwoch, 3.7.2013:
Die Langschläfer (Katharina, Dominik und Priska) kommen auf ihre Rechnung, denn heute gibt es kein Programm …
Otto erzählt uns, dass er gegen halb 6 Uhr einen Polarfuchs verjagt hat, der zwischen unseren Zelten herum spaziert ist … leider haben wir ihn verschlafen.
Rudy kocht Kaffee, wir Erwachsenen nehmen ein schnelles Frühstück zu uns, denn Hans 1 fährt gleich mit den Jägern hinaus. Hans 2 bleibt im Lager bei den Langschläfern, Rudy und ich machen uns auf den Weg zum „Hausberg-Gipfel“ gegenüber unseres Zeltlagers. Der Weg führt uns über unendliche Moospolster und große Steinplatten, vorbei an kleinen Bächen und blühenden Schwarzbeerstauden … Rudy wartet immer wieder auf mich, da ich nur langsam vorwärts komme und bedächtig Schritt für Schritt setze. Meine Stöcke leisten mir gute Dienste!
In Gipfelnähe entdeckt Rudy ein Schneehuhn.


Es lässt sich von uns nicht stören, erst, als wir kaum noch 5 m entfernt sind, fliegt es nach einem ausgiebigen Fotoshooting ohne Hektik davon.


Am Gipfel angekommen, lässt uns die Aussicht über die ungezählten Eisberge und Schollen, die wilden Gebirgsstöcke und das endlose Binneneis ein weiteres Mal still werden.


Mittlerweile ist Hans 1 vom Jagdausflug zurück gekehrt, wir können ihn vom Berg aus sehen. Bis wir wieder im Tal sind, hat auch unsere Jugend aus den Schlafsäcken heraus gefunden …

Otto kommt und fragt, ob es auch für uns ok sei, wenn wir noch einen weiteren Tag hier anhängen. Welche Frage! Dreimal am Tag fangfrischen Lachs, von Ludovika köstlich zubereitet, serviert zu bekommen, lässt man sich doch nicht entgehen!

Es folgt ein weiteres Jodelseminar – ein unglaublicher Lied- und Jodlerschatz wird während der Feldforschung im Jagdrevier entdeckt (Seehundaljodler; Seehund-Beschwörungsjodler; De Seehund´ schwarz und braun; Aba Seehund, du gheast mei u.v.m).
Wegen unserer zahlreichen Proben bricht der große Schweiger – von unsWinnetou genannt – sein Schweigen: „Die singen dauernd.“ – laaaange Pause – „Sind die bei einem Chor?“ Rudy: „Ja, die sind alle bei einem Chor.“ – laaaange Pause – Winnetou: „Aha.“ -  danach wieder ewiges Schweigen.
Später hilft Winnetou bei der Holzbringung für das abendliche Lagerfeuer.

Brennt das Schwemmholz?


Und wie es brennt! Gleich darauf brutzelt der Speck am Stock!

Ein weiterer traumhafter Tag geht mit Musik zu Ende – bei hellem Tages- oder Nacht?-Licht… morgen heißt es früh aufstehen, das Lager muss abgebaut werden, denn es geht wieder zurück ins Dorf.




Donnerstag, 4.7.2013:
Bevor wir zurück fahren, muss das Mandala noch fertig gelegt werden – Katharina hilft mit.


Die Zelte sind abgebaut, alles ist wieder verpackt und muss ins Boot gebracht werden.


Winnetou grummelt vor sich hin – der Polarfuchs, der jede Nacht unser Lager inspiziert hat, ist in der vergangenen Nacht fündig geworden, er hat einen Plastiksack mit Winnetous Jagdbeute aufgerissen, einen prächtigen Lachs heraus geholt und ihn angefressen …
  
Auf der Rückfahrt wird Hans 1 die große Ehre zuteil, mit Winnetou, dem großen Schweiger, im Versorgungsboot mitzufahren.

                          

Wieder schlängeln wir uns in voller Fahrt durch die Eisschollen und –berge.Katharinas Wunsch, die Seehunde mögen sich versteckt halten, geht in Erfüllung, und so erreichen wir gegen 13 Uhr fast ohne Zwischenstopp unser Dorf.
Nur die enge Durchfahrt vor dem Dorf ist fast unpassierbar: unzählige große und kleine Eisschollen haben sie dicht gemacht.
Otto, unser genialer Bootsführer, schafft es wiederum, das Eis aufzubrechen.



So kommen wir, ohne Umwege machen zu müssen, am frühen Nachmittag nach einer weiteren fantastischen Bootsfahrt in Tiniteqilaaq an …


  
… schleppen unsere Ausrüstung ein weiteres Mal zu unserem Quartier im Haus Nr. 970


… freuen uns  - jawohl, auf die bevorstehende Dusche! Stellt sich bloß die Frage: „Zuerst brausen oder doch lieber einkaufen gehen?“, denn sowohl das Geschäft als auch das Versorgungshaus, in dem sich die Duschen befinden, hat nur zw. 13 Uhr und 15.30 Uhr geöffnet. Hans 2 hat die Lösung: „Dann gemma halt ins G´schäft und kaf´n Brausetabletten!“

Der restliche Nachmittag wird vertrödelt, ich versuche wieder mein Glück an Ottos PC, diesmal klappt es...

(Bevor jetzt Ottos PC abstuerzt, gebe ich auf, verzichte auf weitere Fotos und schicke den Bericht am 7.7. auf Reisen. Und eines ist gewiss: Ich schimpfe nie mehr ueber meinen langsamen PC zu Hause!!!)

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