Sonntag, 7.7.2013:
Nach dem hektischen Tag in Tasiilaq – Autos, Hubschrauberlärm, Wartezeiten an den Supermarktkassen – freuen wir uns auf einen ruhigen Tag in unserem Dorf.
Unser heutiges Programm: Büro-, Reinigungs- und Küchendienst, Fotoshootings, gemeinsames Abendessen mit unseren Gastgebern, …
Immer sonntags wird die grönländische Flagge am Fahnenmast neben dem Kirchturm gehisst!
Während Dominik das Wohnzimmer für die abendliche Einladung unserer Freunde zum Spaghettiessen auf Hochglanz bringt und ihm Katharina dabei hilft, …
… mache ich mich – mit dem Fotoapparat bewaffnet – auf den Weg zum alten Friedhof oberhalb des Dorfes. Ein Blick zurück – besonders auffällig der riesige Wasserbehälter, von dem das Trinkwasser mit großen Kanistern in die Häuser geholt wird (Dominik übernimmt neben vielen anderen Aufgaben auch diesen Dienst freiwillig!).
Der Trinkwasserbehälter rechts im Bild
Wie an anderen Orten auch, haben sich die verstorbenen Dorfbewohner noch zu Lebzeiten ihren Lieblingsplatz für „nachher“ ausgesucht … die Friedhöfe und auch einzelne Grabstätten befinden sich immer an besonderen Orten!
Auf dem Weg zum Friedhof
Manche Gräber sind mit Plastikblumen geschmückt, andere bestehen nur aus einem schlichten Holzkreuz und einigen Steinen.
Täglich, manchmal sogar stündlich verändert sich die Kulisse, wenn man den Blick über das Eismeer schweifen lässt. Die Eisberge und die Treibeisblöcke sind ständig in Bewegung. Die unglaubliche Stille wird nur dann und wann vom Krachen auseinanderbrechender Eisberge unterbrochen …
Während ich also über das Dorf schaue, ist Hans 1 im Dorf unterwegs …
… immer auf der Suche nach Filmmotiven!
Die Kinder (und die Erwachsenen) genießen Licht und Wärme der Sommermonate, der Dorfplatz ist gleichzeitig Fußballplatz, weit nach Mitternacht spielen Jung und Alt manchmal noch Verstecken oder Fangen – die Zeit der Mitternachtssonne will genützt sein!
Jedes Rinnsal lädt zum Verweilen und Spielen ein, …
… der Bob findet auch in der warmen Jahreszeit seine Verwendung!
In der Zwischenzeit ist auch ein französisches Forscherteam mit Booten im Dorf angekommen. Die Taucher können für ein paar Tage im Versorgungshaus (2 Duschen, 2 WC, Krankenstation, Gemeinschaftsraum) Quartier beziehen.
Die Bewohner des Nachbarhäuschens sind Dänen, sie verbringen die Sommermonate hier. Sie haben mittlerweile ihren erlegten Seehund auf unserer „Wäscheleine“ zum Lufttrocknen aufgehängt.
Wir sind wieder zurück im Häuschen und stellen erfreut fest, dass Dominik ganze Arbeit geleistet, das Wohnzimmer in Ordnung gebracht und den Tisch bereits gedeckt hat, …
… während Katharina den ersten Teil der Post erledigt.
Bald bekommt sie Verstärkung … schließlich sollen neben Verwandten und Freunden auch all unsere großzügigen Sponsoren als kleines DANKESCHÖN Ansichtskarten aus Ostgrönland bekommen!
In der Zwischenzeit hat unser Filmteam Position bezogen, um ein weiteres Mal die vorbei ziehenden Eisberge mit der Kamera einzufangen – wieder einmal TIMELAP-TIME!
Für alle, die – so wie wir noch vor wenigen Tagen – mit diesem Ausdruck nichts anfangen können: die Bewegung der untergehenden Sonne oder der vorbei ziehenden Eisberge wird im Zeitraffer festgehalten.
Rudi verlässt ungern seinen Platz hinter (bzw. neben) der Kamera, aber die Pflicht ruft und es wird Zeit für ihn, einem seiner Hauptjobs nachzukommen: er verschwindet in der Küche, um das Abendessen vorzubereiten: Spargelcremesuppe mit Shrimps und Spaghetti.
Unsere Gäste – Otto, seine Frau Ludovika und 3 seiner 5 Kinder - sind bereits eingetroffen.
Spargelcremesuppe mit Shrimps und geröstetem Brot
Auch die Erwachsenen genießen die gemütliche Runde und die Kreationen unseres Küchenchefs!
Die kurze Wartezeit zwischen Suppe und Hauptspeise nützen Priska und Hansina, um weiteren Tischschmuck herzustellen, ...
… stolz präsentieren sie anschließend ihr Werk!
Endlich …..Spaghetti!!!!
Ein großes Lob an Rudy, unseren Haubenkoch/Reiseleiter/Dolmetscher/Einkäufer – kurz: Mädchen für alles – es schmeckt wieder hervorragend!!!
Rudy Kaneider
Rudys Spaghetti genießen im Dorf bereits einen legendären Ruf!
An diesem Abend erfahren wir viel Interessantes über die Lebensgewohnheiten der Inuits.
Otto wiederum bekundet großes Interesse am geplanten Schüleraustausch!
Der Blick zwischendurch aus dem Küchenfenster lässt uns sofort wieder zur Kamera greifen – der bereits fortgeschrittene Abend verspricht ein weiteres Mal traumhafte Stimmungsbilder!
Nachdem sich unsere Gäste verabschiedet und Dominik und Hans 2 sich ein gemütliches Plätzchen im Wohnzimmer gesucht haben, …
Müde!!!
Immer gut drauf!
… zieht sich Katharina in unser Frauen-Schlafgemach zurück, um ihre Tagebucheintragungen auf den neuesten Stand zu bringen.
Rudy und Hans1 aber kontrollieren die Filmaufnahmen des heutigen Tages. Mit den neuen Eisbergsequenzen sind sie sehr zufrieden, …
… was allerdings noch fehlt, ist ein Sonnenuntergang der Marke „Sunset made in East-Greenland“ mit dem Prädikat „Einzigartiges Naturschauspiel“!
Also … Hans 1 an die Arbeit! Unser „Vorgarten“ gibt immer wieder fantastische Motive her.
Während Hans kurz vor Mitternacht mit der Filmkamera die letzten Sonnenstrahlen einfängt, wandere ich noch einmal den Weg zum alten Friedhof hinauf, …
… um die wenigen noch verbleibenden Augenblicke an diesem wunderbaren Ort zu genießen und einige weitere Fotos mitzunehmen.
Ein bisschen kommt Wehmut auf bei dem Gedanken, dass es nur noch einen Abend in Tiniteqilaaq gibt, in dem Ort, der uns eine völlig andere Welt, so viel Gastfreundschaft und so viele unbeschreibliche Momente erleben ließ!
Es ist bereits nach Mitternacht, heute früh wird keiner dieser Eisberge mehr hier „vor Anker liegen“, die Strömung nimmt sie fort, andere bringt sie mit. Ein meist lautloses Kommen und Gehen in einer Welt, die geprägt ist von einer unbeschreiblichen Stille und unfassbaren Weite.
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